2010-09-20

Yogyakarta, das Wasserschloss

Wir haben mal das Angebot des Hotels angenommen und sind nach Yogyakarta mit dem haus-eigenen Chauffeur gefahren. Da es schon Nachmittag war, war der Sultanspalast schon geschlossen, aber das Wasserschloss war offen. Also haben wir uns das angesehen.

Diese Touristenmagnete sind manchmal nicht so das Wahre weil sie weniger großartig sind, als dargestellt und oft auch Führer herumlungern, die sich aufdrängen und Dinge erzählen, die nur so mittelmäßig spannend sind. Und da indonesische Besucher ohne Führer auskommen (müssen), tun wir es auch. Also haben wir dem ersten Führer freundlich erklärt dass wir gerne alleine unterwegs sind.

Das Wasserschloss ist eine Parkanlage mit mehrer Wasserbecken. Von oben betrachtet sieht der Zugang zum eigentlichen Bereich das so aus:
Am Ende der Strasse kommt dann der Durchgang
der dann den Blick auf die Becken freigibt:
Leider wirkt die Perspektive etwas verzogen (bzw. ist es auch) aber für eine Vorstellung reicht es. Man kann dann hinten noch einmal durch das Tor gehen, bzw. links auf den Turm steigen und das kleiner Becken dahinter bewundern.
Wir sind dann zurück gegangen und ein Indonesier wiess uns auf eine unterirdische Mosche hin. Die wollten wir uns auch ansehen und hatten damit eine Verkaufsveranstaltung gebucht. Das passiert nicht oft, da die meisten Indonesier den ausländischen Besuchern gerne nur helfen wollen.
Kurz nachdem wir also los sind fragte er uns ob wir schon mal gesehen hätten wie diese Schattenspielpuppen (Wayang) herstellt werden. Zufälligerweise befand sich eine Produktionsstätte und der Besitzer (?) bekann uns wortreich zu erklären was alles die Puppen darstellen, dass er ganz glücklich ist weil er hier keine Steuern bezahlt und deswegen sehr günstig anbieten kann, vorne auf dem Platz nur sog. Künstler sitzen, etc etc.
Die Erklärungen war gut aber wenn man nun nicht das entsprechende spirituelle Bedürfnis hat auch nicht so das Ding. Ganz witzig war das er uns erklärte, dass die Puppen irgendwie verdeutlichen, dass das materielle Streben nichts wert sein, sondern nur das Gefühl und das Streben nach irgendwas Wert hätten. Nach ca. 10 Minuten begann er seine kaufanimierenden Andeutungen zu intensivieren um uns von etwas irdischen Tand zu befreien, zumal 25% die die armen Künstler geht, 25% in die Instandhaltung des Schlosses geht und der Rest nur der Verwaltung der Räume gewidmet ist.

Es war echt nervig und man fühlt sich ja bei soviel Gastfreundschaft verpflichtet was zu kaufen. Aber es ist doch daneben gastfreundlich zu tun, aber ein Geschäft zu erwarten. Also habe ich mir gedacht dass man solche Leute versuchen muss mit den eigenen Waffen zu schlagen und ich die Kaufandeutungen geflissentlich missachtet habe und ihm stattdessen mehrfach für die Gastfreundschaft gedankt habe. Oder war es das etwa nicht.. ?

Sicher sind Europäer da ganz anders und direkter und die Asianten 'ticken' anders. Auf der anderen Seite ist das hier aber schon eine ganz ausgekochte Verkaufsmasche gewesen mit vielen Hinweisen wie schlecht ausserhalb des Schlosses gearbeitet wird. Ganz lustig: als wir dann an einem zentralen Platz waren, sprach uns ein indonesischer Postangestellter an, der auf seine Frau wartet. Er erklärte uns ein paar Dinge und meinte: sollten wir Batiksachen und Kunstgegenstände kaufen wollen, dann gibt es da eine offizielle Austellung der Stadt und da kann man zu fairen Preisen (alles mit Preisschildern) kaufen. Auf gar keinen Fall sollten wir uns von den Neppern am Wasserschloss etwas aufschatzen lassen. Dort ist es teuer und die Leute liefern schlechte Qualität. Er erzählte uns das damit wir keinen schlechten Eindruck vom Land bekommen und es an unsere Freund weitergeben. Also: Indonesien ist nicht gefährlich und man wird hier gut behandelt (damit habe ich jetzt seinem Wunsch Rechnung getragen).

Zurück zu dem Wasserschloss: Als wir also den Laden verliessen, fragte unser 'Freund' uns ob wir was gekauft hätten und wies uns ebenfalls auf die hohen Qualität und die niedrigen Preise hin (weil ja die Steuern imPalast...).
Er zeigt uns dann die Moschee. Dann erzählte er uns Geschichte vom Wasserschloss und für die Touristen ist da eine ganz interessante Sache dabei: Also ... der Sultan hatte ja 40 Frauen (wissendes Grinsen zu uns). Und die durften/mussten sich in den ersten 2 Becken baden (grins). Und der Sultan stand oben und suchte sich dann eine aus, die in das 2. Privatbecken kommen durft, ja und dann (zwinker zwinker...). So, wir mussten uns das 1,5 mal anhören und jeder der es liest durfte jetzt ebenfalls an der atemberaubenden Geschichte teilhaben. Man fliegt ja gerne 10000 Kilometer um billige Batiksachen und schlüpfrige Geschichten aus 1001 Nacht zu hören. Und wer sich mal wie Herr über 40 Weibsen fühlen möchte:
Wer mir eine eMail  schickt bekommt das hochaufgelöste Bild und kann es (so wie ich) als Desktop-Hintergrund nutzen. Ich kann nur sagen: Ich fühle mich jeden Morgen wie ein Sultan. Für die weiblichen Leser habe ich leider nix weil ich nicht weiss welches Bild einem das Gefühl geben eine von 40 Auserwählten zu sein. Oder die Auswählte.

Auf dem Rückweg kamen wir an seinem Haus vorbei. Auch seine Familie ist mit begnadeten Künstlern nur so gesegnet und als wir auch da nichts kauften war er nicht mehr so ganz freundlich. Ich dankte auch ihm für eine Gastfreundlschaft überhörte die Behauptungen über Qualität hier und Nicht-Qualität woanders und wir gingen. Er war plötzlich ziemlich reseviert.

Ich denke man muss durch sowas durch und es passiert sehr selten. Was man sagen muss, ist dass die Verkaufsveranstaltung gut eingefädelt war aber er mit uns die Falschen erwischt hatte. Wir haben einfach keine Lust uns was aufschwatzen zu lassen und so gesehen ist es sein Risiko :) Man lernt aber dazu.

Am Schloss sah man an einigen Ecken auch noch die Resultate des Erbebens im Jahr 2006:

Am Ende des Tage sind wir essen gegangen. Auch wenn wir nicht die sind, die sich monatelang einen Kullerkeks freuen wie günstig das Essen ist, kann man doch sagen dass es hier kaum etwas kostet. Wir haben auf dem Rückweg 1,5 Kilo frische Mangos gekauft (knapp 1,5 Eur) und sind für 2 Eur dann essen gegangen. In den Städten kann es aber auch bis 15 Eur kosten.

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